Kiffen auf Kosten des Klimas? So herausfordernd wird die Legalisierung

Perspektive Daily beschäftigt sich ausführlich mit den ökologischen Auswirkungen der verschiedenen Anbauformen des Cannabisanbaus und sprach mit Georg Wurth über die Vorteile des Outdooranbaus. 

Beim Deutschen Hanfverband (DHV) sieht man das ähnlich. Geschäftsführer Georg Wurth rechnet mit einer Nachfrage nach »Outdoor-Gras« – gerade weil dieses nicht ganz so stark sei wie vieles, was unter Kunstlicht gedeihe. Und er ergänzt: »Diese Wahl ist fast ein Muss für ökologisch orientierte Konsumenten. Denn der Energieverbrauch für den Anbau mit künstlicher Beleuchtung ist enorm. Gewächshäuser werden auch eine Alternative mit besserer CO2-Bilanz sein, aber die Ökobilanz von Outdoor-Anbau ist unschlagbar.«

Zweifel an der Qualität von THC-haltigem Outdoor-Hanf hat er keine. Cannabis werde seit Jahrtausenden im Freien angebaut und das gelte sicher immer noch für weit über 90% des auf der Welt konsumierten Cannabis. »Das hat offenbar gut genug funktioniert, um Hunderte Millionen Konsumenten zufriedenzustellen«, so Wurth

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Georg Wurth vom DHV hält allerdings wenig davon, dass die strengen deutschen Anbauvorgaben für Medizinalcannabis für den Freizeitbereich einfach übernommen werden. Insbesondere etablierte Anbauer aus dem medizinischen Bereich würden versuchen, Zweifel an der Qualität beim Outdoor-Anbau zu streuen. »Sie sehen sich in einer guten Ausgangsposition auch für den Anbau als Genussmittel. Outdoor-Anbau würde ihr Alleinstellungsmerkmal untergraben: Expertise und Erfahrung im hoch technisierten Reinraumanbau unter Lampen«, sagt Wurth.

Solch extreme Bedingungen seien für den Anbau von Cannabis als Genussmittel aber völlig unsinnig. Das zeige schon »der Anbau von Tabak auf freiem Feld«. Hier mache sich ja auch niemand Sorgen um die Gesundheit der Konsument:innen – jedenfalls nicht wegen der Anbaumethode.

“Ohne Prohibition wäre wahrscheinlich bis heute niemand auf die Idee gekommen, Hanf in Häusern komplett unter Kunstlicht anzubauen.Georg Wurth, Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbands (DHV)

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Aurora Cannabis, eines der 3 Unternehmen, das in Deutschland Cannabis als Medizin produziert, betont auf Anfrage, dass das Unternehmen nie Zweifel an der Rolle des Outdoor-Anbaus gestreut habe. Man sei Wurth und dem Hanfverband »für das großartige langjährige Engagement sehr dankbar« und setze sich selbst dafür ein, »jede Anbauform für den Cannabisanbau in Deutschland in Betracht zu ziehen«.

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Selbst wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Cannabisblüten am Ende sehr streng ausfallen sollten, müsse das kein Ausschlusskriterium für den Außenanbau sein. Wurth erwartet einen »höheren Anteil an weiterverarbeiteten Produkten, insbesondere Haschisch« beim Cannabis vom Feld. Dem berauschenden Outdoor-Hanf erginge es dann ebenso wie Sebastian Rießlands CBD-Hanf aus Niederösterreich: Er würde zu Produkten verarbeitet, bei denen der Wirkstoffgehalt der einzelnen Blüte keine Rolle mehr spielt.

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Georg Wurth vom DHV sieht den Grünen Landwirtschaftsminister in der Pflicht, die umwelt- und klimafreundlichste Anbaumethode zumindest möglich zu machen. Für diesen Teil der Eckpunkte sei sein Haus verantwortlich.