Büro­kratisches Kiffen

Die taz berichtet über den geleakten Gesetzentwurf zur ersten Säule (Eigenanbau und Anbauvereinigungen) und sprach mit dem Hanfverband über verbesserungswürdige Aspekte des ersten Entwurfs.

Gekifft werden darf weder innerhalb der Cannabis-Clubs noch in einem 250-Meter-Radius drumherum. Der Sprecher des Hanfverbands Deutschland, Simon Kraushaar, findet das problematisch. „Menschen zum Kiffen in ihre eigenen vier Wände zu schicken, ist keine gute Idee. Dort fehlt jegliche soziale Regulation und Unterstützung. Zu Hause ist vielleicht niemand, der dir sagt: Jetzt reicht es aber langsam, du hattest genug.“ Die soziale Komponente in den Clubs fehle völlig. Außerdem würden viele Kon­su­men­t:in­nen gezwungen sein, einem Club beizutreten, um ihren Bedarf zu decken.

Eine Marihuanapflanze wirft unter Gewächshausbedingungen etwa 35 Gramm Cannabis ab. Pro Jahr mit drei Pflanzen wären das um die 100 Gramm. „Wenn man sich dann anschaut, dass Cannabis-Clubs pro Monat 50 Gramm an ihre Mitglieder abgeben dürfen, sieht man, dass da ein Missverhältnis besteht.“ Konsument:innen, die größeren Bedarf haben, bliebe nur die Mitgliedschaft in einem Club. „Niemand sollte gezwungen sein, in irgendwelche Clubs zu gehen, Mitgliedsbeiträge zu bezahlen, vielleicht noch ehrenamtliche Arbeitsstunden leisten zu müssen.“

Fraglich ist auch, ob die Clubs den Gesamtbedarf überhaupt werden decken können. Schätzungsweise 4,5 Millionen Menschen in Deutschland konsumieren Gras. Teilt man diesen Wert durch 500, also die maximale Anzahl der Mitglieder in einem Club, kommt man auf 9.000 Clubs, die gegründet werden müssten. „Wenn man einberechnet, dass manche selbst anbauen und nicht in Clubs gehen, bräuchte es vielleicht nur um die 5.000 Clubs“, schätzt Kraushaar.

„Aber das ist trotzdem noch eine ganze Menge.“ Zum Vergleich: Die Supermarktkette Rewe hat 3.700 Märkte in Deutschland. „All diese Clubs müssen gegründet, kontrolliert und reguliert werden. Ich weiß nicht, wie die deutsche Verwaltung das so schnell und langfristig gebacken bekommen will“, sagt Kraushaar.