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Prozess um legalen Eigenanbau – Urteil am 22. Juli

Am gestrigen Dienstag fanden am Kölner Verwaltungsgericht die lang erwarteten Gerichtsprozesse von 4 Cannabispatienten statt, die ihr Cannabis aus Kostengründen selber anbauen wollen. Die 4 chronisch kranken Männer besitzen eine Genehmigung zum Erwerb von Cannabisblüten in der Apotheke, können sich diese aber finanziell nicht in dem benötigten Umfang leisten. Da die Krankenkasse die Kosten dafür nicht übernimmt, fordern die betroffenen Patienten eine Genehmigung zum legalen Eigenanbau. Das Gericht wird am 22. Juli sein Urteil verkünden.

Der Vorsitzende Richter sagte, der Staat dürfe chronisch Kranken den Cannabis-Zugang nicht generell verbieten, wenn dies das einzige Mittel sei, das ihre Schmerzen lindere und wenn es keine Behandlungsalternative gebe. In engen Grenzen könne in Ausnahmefällen auch eine Erlaubnis zur Eigenherstellung erteilt werden. Viele Beobachter werten diese Aussagen während des Prozesses als ein positives Zeichen für das in 2 Wochen kommende Urteil.

Ende 2012 hatte bereits das Oberverwaltungsgericht Münster zu Gunsten eines Patienten entschieden, dass die Bundesopiumstelle im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) Anträge von Patienten auf Eigenanbau von Cannabis zu medizinischen Gründen nicht grundsätzlich ablehnen darf. Seitdem spielt die Behörde in Bonn auf Zeit und lässt schwerkranke Patienten damit in einer extrem schwierigen Lage. Entweder sie verschulden sich um das Cannabis aus der Apotheke zu finanzieren, oder sie brechen die Gesetze indem sie sich Cannabis auf dem Schwarzmarkt beschaffen oder selber illegal anbauen.

Das BfArM argumentierte mit den großen Gefahren, die von derart großen schlecht gesicherten Betäubungsmittelvorräten in Privatwohnungen ausgehen. Außerdem sei das Cannabis aus Eigenanbau mitunter von “zweifelhafter Qualität” Dass den Patienten Cannabis helfe, stehe allerdings außer Frage.

Der Prozess erzeugte einige Aufmerksamkeit. Über 30 Cannabispatienten und Hanfaktivisten waren laut einem Bericht des Hanfjournals trotz strömenden Regens in Köln erschienen, um ihre Solidarität zu zeigen. Vor dem Gebäude wurde durch den Cannabis Colonia e.V. ein Infostand durchgeführt, bei dem Passanten über Cannabis als Medizin aufgeklärt wurden und einzelne Prozessbesucher sich kennenlernten und Diskussionen führten.

Ob nach einem eventuell positiven Urteil sofort die ersten Pflanzen angebaut werden können, ist leider fraglich. Das BfArM ist als Behörde dem Bundesgesundheitsministerium unterstellt. Es steht zu befürchten, das von politischer Seite weiterhin aus rein ideologischen Gründen gegen die Interessen von schwerkranken Menschen entschieden wird. Dennoch wäre eine positive juristische Entscheidung am 22. Juli ein wichtiger Richtungsentscheid für die kommenden Jahre.

Update:
Die Main-Netz Zeitung war scheinbar mit einem Journalisten vor Ort beim Gerichtsprozess in Köln und berichtet sehr gut und ausführlich.


Kommentare

6 Antworten zu „Prozess um legalen Eigenanbau – Urteil am 22. Juli“

  1. Anonymous

    RE: Prozess um legalen Eigenanbau – Urteil am 22. Juli
    [quote name=”Danrom”]Hallo @all,

    bisher war ich hier noch nicht aktiv und lese heute auch erstmals n bissl ausführlicher über das Engagement des DHV…

    Grund meines Postings: Ich habe in den letzten Monaten einige ziemliche erfolgreiche Kampagnen auf change.org mitbekommen/mitgezeichnet. Über den Erfolg einiger war ich selbst überrascht!

    Daher die Idee bzw. der Vorschlag bzw. die Frage: Sollen wir gemeinsam noch eine Kampagne rechtzeitig vor dem Urteil initiieren und dem Gericht (hoffentlich gerade noch rechtzeitig) durch eine hoffentlich riesige Menge an Unterstützer-Unterschriften signalisieren, wie groß der Rückhalt in der Bevölkerung ist und wie wichtig und richtig es wäre, den betroffenenen Patienten ihren Eigenanbau zu erlauben? (Ich persönlich betrachte die bisherige Verbotshaltung des Bfarm, die wider besseren Wissens aufrecht gehalten wird, als Körperverletzung durch Unterlassen (der Anbautolerierung/-erlaubnis)!)

    Würde mich sehr freuen, hier ein paar Leute zu finden, mit denen man eine Unterschriften-Kampagne gemeinsam bewerkstelligen könnte, da ich so etwas a) noch nie gemacht habe und b) gerne, zugegebenermaßen auch aus Schiss vor Repressalien, jemanden vom Verband (Georg?) als offiziellen Initiator dabei hätte; das ganze zu schreiben/auszuformulieren bekommen wir dann sicher gemeinsam recht schnell hin!

    Also, wer Lust hat (insbes. vom Verband) eine Kampagne zu starten: Bitte gerne melden!

    Liebe Grüße, D.[/quote]

    Das Urteil steht kurz bevor, also ist eine sowieso unwahrscheinliche Beeinflussung des Gerichts durch solche Maßnahmen kaum vorstellbar. In einer Woche wissen wir mehr und dann wird es sicher weitere Aktionen geben, unter anderem die große Medizin Petition, die nur noch vom Bundestag freigeschaltet werden muss. Wir werden berichten.

  2. Anonymous

    RE: Prozess um legalen Eigenanbau – Urteil am 22. Juli
    Hallo @all,

    bisher war ich hier noch nicht aktiv und lese heute auch erstmals n bissl ausführlicher über das Engagement des DHV…

    Grund meines Postings: Ich habe in den letzten Monaten einige ziemliche erfolgreiche Kampagnen auf change.org mitbekommen/mitgezeichnet. Über den Erfolg einiger war ich selbst überrascht!

    Daher die Idee bzw. der Vorschlag bzw. die Frage: Sollen wir gemeinsam noch eine Kampagne rechtzeitig vor dem Urteil initiieren und dem Gericht (hoffentlich gerade noch rechtzeitig) durch eine hoffentlich riesige Menge an Unterstützer-Unterschriften signalisieren, wie groß der Rückhalt in der Bevölkerung ist und wie wichtig und richtig es wäre, den betroffenenen Patienten ihren Eigenanbau zu erlauben? (Ich persönlich betrachte die bisherige Verbotshaltung des Bfarm, die wider besseren Wissens aufrecht gehalten wird, als Körperverletzung durch Unterlassen (der Anbautolerierung/-erlaubnis)!)

    Würde mich sehr freuen, hier ein paar Leute zu finden, mit denen man eine Unterschriften-Kampagne gemeinsam bewerkstelligen könnte, da ich so etwas a) noch nie gemacht habe und b) gerne, zugegebenermaßen auch aus Schiss vor Repressalien, jemanden vom Verband (Georg?) als offiziellen Initiator dabei hätte; das ganze zu schreiben/auszuformulieren bekommen wir dann sicher gemeinsam recht schnell hin!

    Also, wer Lust hat (insbes. vom Verband) eine Kampagne zu starten: Bitte gerne melden!

    Liebe Grüße, D.

  3. Anonymous

    RE: Prozess um legalen Eigenanbau – Urteil am 22. Juli
    Dann sollte das BfArM alles an Material zu Verfügung stellen. Angefangen von Samen, Töpfe, Erde, Schrank usw. bis hin zu eine CannabisanbauspezialistIn gestellt von BfArM. Dann haben sie die Patienten unterstützt bei der Herstellung von qualitative Medizin.

  4. Anonymous

    RE: Prozess um legalen Eigenanbau – Urteil am 22. Juli
    Zitat. “Das BfArM argumentierte mit den großen Gefahren, die von derart großen schlecht gesicherten Betäubungsmittelvorräten in Privatwohnungen ausgehen. Außerdem sei das Cannabis aus Eigenanbau mitunter von “zweifelhafter Qualität” Dass den Patienten Cannabis helfe, stehe allerdings außer Frage.”

    Bitte um Begründung der Gefahren, die von einer harmlosen Pflanze und deren Produkten ausgehen soll. 🙂

  5. Anonymous

    RE: Prozess um legalen Eigenanbau – Urteil am 22. Juli
    woher wollen die denn wissen wie die quallität von eigenanbau weed ist ? haben dies schon selbner angebaut? 😉

  6. Anonymous

    RE: Prozess um legalen Eigenanbau – Urteil am 22. Juli
    Dann hoffen wir mal auf einen positiven Beschluss – auch wenn BfArM und Opiumstelle sich weiterhin querstellen – wie viele Gerichtsentscheide als Richtungsentscheid brauchts denn noch? Würde eine hiernach weiterhin eingenommene Blockadehaltung nicht jeden Anbau aus Notstand rechtfertigen?

    Unglaublich ist es, dass das Behandeln der Anliegen Schwerkranker solange dauert…Körperverletzung und seelische Qual, so empfinde ich dieses jahrelange Possenspiel.

    PS: Unsere Zwangs-Drogenbeauftragte hat schon seit Monaten keine Frage mehr bei Abgeordnetenwatch beantwortet…

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