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DHV unterstützt Grüne Zelle – Brief an die Leitung der JVA Wittlich


Georg Wurth vom Deutschen Hanf Verband hat sich per Brief an die Leitung der Justizvollzugsanstalt Wittlich gewand um gegen die Haftbedingungen René Gorigs, des Gründers der “Grünen Zelle”, zu protestieren.

Diesem wird von der Anstaltsleitung Post insbesondere im Zusammenhang mit seinem Engagement für Hanf vorenthalten.

An:
JVA-Anstaltsleitung
Trierer Landstr. 32
54516 Wittlich

Post an die Grüne Zelle/ René Gorig

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mir wurde berichtet, dass in der JVA Wittlich teilweise Post an den Inhaftierten Renè Gorig angehalten wird, insbesondere dann, wenn es sich um Post in Zusammenhang mit der von ihm initiierten Vereinigung von Hanfgefangenen “Grüne Zelle” handelt.

Begründet wird das damit, dass “es den Resozialisierungsbemühungen störend entgegen stehe, wenn von dritter Seite außerhalb des Strafvollzugs Umstände mitgeteilt würden, die die unkritische und verharmlosende Einstellung gegenüber THC-haltigen Stoffen bestärkten und den Resozialisierungsbemühungen des Strafvollzugs zuwiederliefen, insbesondere indem auch die Zugehörigkeit zur drogenpolitisch aktiven Szene angesprochen wird, die ein Gefühl dafür vermitteln soll, dass es viele Gleichgesinnte gibt.”

Dieses Vorgehen finde ich doch sehr verwunderlich. Ihnen dürfte bekannt sein, dass das Verbot von Hanfgenussmitteln zumindest sehr umstritten ist. Sowohl unter Fachleuten als auch in der Bevölkerung gibt es zumindest sehr viele Kritiker der derzeitigen Drogenpolitik, insbesondere bei Hanf. Darüber zu diskutieren und eine entsprechende Gesetzesänderung anzustreben, ist m. E. ein demokratisches Grundrecht, das auch Gefangenen gewährt werden muss.

Mir ist nicht bekannt, dass die Grüne Hilfe bzw. die Grüne Zelle “THC-haltige Stoffe verharmlost”. Auch das Gefahrenpotential ist unter Fachleuten äußerst umstritten. Würden Sie meinen, dass Professor Kleiber aus Berlin in seinen umfangreichen Studien Cannabis verharmlost? Ich meine, er relativiert eher unkritische Schreckensmeldungen. Harmlos ist keine Droge. Aber wie auch immer, die Grüne Zelle hat offensichtlich nicht den Zweck, Cannabis zu verharmlosen, sondern die Schäden, die das Verbot von Hanf mit sich bringt, zu beleuchten und zu kritisieren – womit wir wieder beim demokratischen Grundrecht auf freie Meinungsäußerung wären.

Dass der Kontakt zur drogenpolitisch aktiven Szene die Resozialisierung gefährden soll, empfinde ich als persönliche Beleidigung. Was stellen Sie sich eigentlich unter dieser Szene vor? Würden Sie Richter, Polizisten, Professoren, Staatsanwälte, Politiker usw. als asoziales Pack bezeichnen? In Deutschland haben über 9 Millionen Menschen Erfahrung mit Cannabis, quer durch alle Gesellschaftsschichten. Noch mehr sind der Meinung, dass das Cannabisverbot in der jetzigen Form nicht sinnvoll ist. Selbstverständlich gibt es “viele Gleichgesinnte”, was ist daran schlimm? Das ist kein Gefühl, das Renè Gorig “vermittelt werden soll”, sondern eine statistisch nachweisbare Tatsache.

Zu guter Letzt frage ich mich, welches Verhalten Sie eigentlich von einem Gefangenen bezüglich seiner Resozialisierung erwarten. Für seine überzeugungen zu kämpfen und sich gemeinsam mit anderen mit demokratischen Mitteln für Veränderungen einzusetzen, empfinde ich als vorbildliches soziales Verhalten. Soll der Gefangene lieber vor sich hin vegetieren und die von Ihnen vorgegebene Meinung akzeptieren, auch wenn er sie wie viele andere auch nicht für richtig hält? Ist er dann resozialisiert?

Ich bitte Sie, Ihre Haltung in dem Punkt zu überdenken und Renè Gorig keine Steine in den Weg zu legen, wenn er sich für seine überzeugungen ehrenamtlich einsetzen will.

Mit freundlichen Grüßen
Georg Wurth
 

  • Die “Grüne Zelle” ist Partner des DHV
  • Zur Webseite der Grünen Zelle

{Nachtrag vom 27.07.2010: Grüne Zelle existiert nicht mehr}


Kommentare

2 Antworten zu „DHV unterstützt Grüne Zelle – Brief an die Leitung der JVA Wittlich“

  1. RE: DHV unterstützt Grüne Zelle – Brief an die Leitung der JVA W
    [quote name=”Anonynymious”] mich würde zusätzlich interessieren ob sie eine Antwort erhalten haben von dort?[/quote]
    Puh, da musst ich tief in einem alten Ordner kramen, diese Geschichte ist von 2005. Ich habe eine Antwort erhalten, allerdings sehr nichtssagend: Eine Beschwerde meinerseits sei “weder dargelegt noch ersichtlich. Zudem wurde der Gefangene Herr Gorig bereits in der Angelegenheit beschieden. Insofern stelle ich Ihnen anheim, sich mit HErn Gorig in Verbindung zu setzen.”
    Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr genau, was dabei herausgekommen ist, ob er danach Post i.Z.m. der “Hanfszene” erhalten durfte.
    Bei anderen Gefangenen hatten wir ähnliche Probleme, konnten ihnen aber weitgehend ungehindert z.B. ausgedruckte DHV-Kurznewsletter schicken.

  2. Anonymous

    RE: DHV unterstützt Grüne Zelle – Brief an die Leitung der JVA W
    Na das ist klar,ich denk hier in der Gegend werden nochmehr die sich aktiv einsetzen demnächst “resozialisiert”.
    Diese Gegend sollte von Mutigen Leuten wie dem DHV im Auge behalten werden,dort laufen Sachen ab die gibts nichtmehr.
    Ich hab selbst sehr lange in der Gegend Wittlich gewohnt und bin durch einen Bekannten auf eure Seite gestoßen.
    Dieser nutz Hanf medizinisch,hat jedoch auch Angst Opfer der “resozialisierung” zu werden.
    Nungut,soviel dazu,mich würde zusätzlich interessieren ob sie eine Antwort erhalten haben von dort?

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