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DHV-Newsletter: Rundbrief zur Cannabispolitik vom 04.10.2005

DHV-Newsletter: Rundbrief zur Cannabispolitik vom 04.10.2005

Newsletter des Deutschen Hanf Verbandes – Ausgabe Oktober2005


1. Türkische Mütter jagen Dealer in Kreuzberg

Berlin Kreuzberg, der auch als “Klein-Istanbul” bekannte Szenebezirk, sieht sich mit einer neuen Fraktion im “War on Drugs” konfrontiert. In dunklen Ecken scheuchen türkische Frauen neuerdings mutmaßliche Dealer auf. Die “Mütter ohne Grenzen” wollen ihre Kinder damit vor dem “Drogensumpf” schützen.

Beinahe jede Nacht treffen sich die Frauen vor einem Gemischtwarenladen. Sie zählen durch, stülpen sich weiße Kittel über und ziehen bewaffnet mit Taschenlampen los. Weil ihnen die Polizei nicht schnell genug ist, nehmen sie das “Recht” einfach in die eigene Hand. Wer sich bei ihren Rundgängen in Parks und oder auf Hinterhöfen erwischen lässt, wird von der Gruppe nach eigener Aussage “angeleuchtet und weggeschickt”. Wer sich des Nachts im Park herumtreibt kann ja nur ein böser Dealer sein! Klar auch, dass gerade Dealen nach Mitternacht besonders jugendgefährdend ist – Schließlich kämpfen die “Mütter ohne Grenzen” gegen die steigende Zahl von amtsbekannten jugendlichen Drogenhändlern.
Für die Betroffenen sieht die Sache allerdings etwas anders aus. Da lungert man harmlos Dosenbier schlürfend im Park rum und wird ohne ersichtlichen Grund von Uniformierten geblendet, mit Stablampen bedroht und zum Verlassen des Ortes genötigt.

Das bei den Aktionen der “Mütter ohne Grenzen” bisher niemand ernsthaft zu Schaden kam, ist wohl der einzige Grund, warum die Berliner Polizei dem Treiben noch kein Ende gesetzt hat. Immerhin ist Selbstjustiz eine Straftat und das “bilden einer Gruppe mit dem Ziel Straftaten zu verüben” wird nach §129 StGB mit bis zu 5 Jahren Gefängnis bestraft.

Mehr zum Thema

  • Artikel des SPIEGEL
  • Kommentar im Drugblog
  • Beitrag der ARD-Sendung Polylux
  • Und hier das Plakat, das in der Sendung aufgehängt wurde

2. Wahlnachlese – Keine Rauchzeichen aus Berlin

Die Bundestagswahl 2005 ist vorbei und auch die letzte Dresdner Stimme ausgezählt, fragt sich nur was das Ergebnis für Hanf-Konsumenten und -Sympathisanten bedeutet.

Von der sich abzeichnenden “Großen Koalition” erwarten sicher nur Wenige Schritte in Richtung Legalisierung. Wahrscheinlicher ist das Beckstein (CSU) und Schily (SPD) Hand in Hand zu neuen Repressionsufern aufbrechen und dabei Maßnahmen wie das Hanfsamenverbot von 1998 übertrumpfen wollen.
Bleibt abzuwarten ob das Thema bei den Koalitionsverhandlungen überhaupt zur Sprache kommt, gab es doch schon im Wahlkampf von beiden Volksparteien bestenfalls Randbemerkungen zum Schicksal der Millionen BtMG-Opfer in Deutschland.

Der Deutsche Hanf Verband wird die Koalitionsverhandlungen mit Aktionen begleiten. Mehr dazu demnächst auf Hanfverband.de.

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3. USA: “Medizinalhanfstaaten” vermelden Rückgang des Missbrauchs unter Jugendlichen

In den 10 Staaten der USA, die innerhalb der vergangenen 10 Jahre die medizinische Verwendung von Cannabis erlaubt haben, nahm der Cannabiskonsum bei Jugendlichen deutlich ab. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie, die vom Marijuana Policy Project unterstützt und veröffentlicht wurde.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie sind: In keinem Staat, der ein medizinisches Cannabisgesetz verabschiedet hat, wurde nach Verabschiedung des Gesetzes eine Zunahme des Cannabiskonsums bei Jugendlichen beobachtet. Die Abnahme des jugendlichen Cannabiskonsums in Staaten mit medizinischen Cannabisgesetzen fiel deutlicher aus als die Abnahme im gesamten Land. Die Autoren des Berichts stellten fest, dass im Gegensatz zu weit verbreiteten Vorurteilen, Jugendliche Cannabis zunehmend als “eine Behandlung für schwere Erkrankungen betrachten, die einen vorsichtigen und sorgfältigen Umgang verlangt, und nicht als ein Spielzeug”.

Tom Riley, ein Sprecher des Bundesbüros für nationale Drogenkontrollpolitik, erklärte dagegen, die Abnahme des jugendlichen Drogenkonsums im gesamten Land basiere auf den Anti-Drogen-Werbekampagnen der vergangenen Jahre.

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4. Erste Karosserieaußenbauteile aus Hanf mit Innovationspreis geehrt

Ein von der IGLU (Ingenieurgemeinschaft für Landwirtschaft und Umwelt in Göttingen) entwickelter Verbundwerkstoff aus Hanffasern und Pflanzenöl-Spezialharz wurde Ende September mit einem Innovationspreis der AVK-TV ( Arbeitsgemeinschaft Verstärkte Kunststoffe – Technische Vereinigung e.V.) geehrt. Erstmals ist mit es mit ihm möglich, Außenteile von Kraftfahrzeugen aus nachwachsenden Rohstoffen zu fertigen. Die zunächst in Omnibussen verwendeten Teile durchlaufen gerade in Braunschweig ihren Praxistest.

Damit treten Öko-Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen in einem weiteren Bereich in Konkurrenz zu Bauteilen, die traditionell aus Stahl oder faserverstärkten Kunststoffen gefertigt werden. Neu ist auch, dass die Teile im so genannten SMC-Verfahren (Sheet-Moulding-Compound) gepresst werden. Mit dieser verbreiteten Methode hatten sich Naturfasern bisher nicht verarbeiten lassen. Dieses Optimierungsergebnis bringt nach Aussage von IGLU einen entscheidenden Vorteil: Es sind keine verfahrenstechnischen Änderungen im Vergleich zur konventionellen Bauteilfertigung notwendig.

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5. Hasch gegen Hass – Musik für die Legalisierung

Der Berliner Musiker Knutson hat zusammen mit Künstlerkollegen ein Album gegen den täglichen Kifferkleinkrieg geschrieben. Die am 28.10. erscheinende Scheibe trägt den Titel “Hasch gegen Hass”.

Musikalische Langeweile kommt bei Mitstreitern wie Rod Gonzales (Die Ärzte) oder Thomas D (Die fantastischen Vier) nicht auf. Die Texte der Songs beschreiben ein Lebensgefühl das sicher viele Kiffer teilen. So fehlt weder die Hymne an die heimliche Hauptstadt aller Hanftouristen Amsterdam, noch das Loblied auf eine oft zu unrecht verteufelte Berufsgruppe, den Grasdealer.

Einen Vorgeschmack auf die ab 07.10. erhältliche Single “MARIE-JOHANNA” bietet das im Internet kostenlos abrufbare Video des Comickünstlers Schwarwel.

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