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Bericht zur Podiumsdiskussion “Cannabis Social Clubs – Ein Modell für die Legalisierung?” in Heidelberg

–Bericht von Christoph Lehner, Sprecher der DHV-Ortsgruppe Rhein-Neckar–

Mehr als 50 Personen folgen am Donnerstag, den 16.7.2015 im Hilde-Domin-Saal der Stadtbücherei Heidelberg der Einladung der DHV-Ortsgruppe Rhein-Neckar und der Gemeinderatsfraktion DIE LINKE/PIRATEN zu einer Podiumsdiskussion zum Thema ‘Cannabis Social Clubs – Ein Modell für die Legalisierung?’, welche in Kooperation mit der Kampagne ‘CSC ist OK!’ durchgeführt wurde. Gemeinderätin Sarah Mirow von DIE LINKE erinnert in ihrer Einführung an das international erkennbare Umdenken im Umgang mit Cannabis und sprach sich für selbstbestimmten Konsum von selbstbestimmten Menschen aus.

Emanuel Kotzian vom Hanfjournal definiert einen Cannabis Social Club (CSC) einleitend als Verein erwachsener Mitglieder, welche Hanf gemeinsam anbauen und ohne Gewinnabsichten untereinander teilen. Für ihn sind CSC’s die sinnvollste Form der Legalisierung. Er berichtet aus Spanien, wo die Verfügbarkeit von Cannabis für Jugendliche durch die vielen CSC’s wider allen Unkenrufen abgenommen hat, weil die Mitglieder sich verpflichten, das Cannabis nicht weiterzugeben, was auch funktioniere.

Herr Klueting plädiert, für einige wohl überraschend, für eine Entkriminalisierung von Cannabis. Der bei unter Dreissigjährigen weitverbreitete Joint am Wochenende gehe in Ordnung, sofern es nicht in eine Sucht abdriftet. Er ist aber dennoch klar gegen eine vollständige Legalisierung.

Suchtberater Krämer bezeichnet die Kriminalisierung von erwachsenen Cannabis-Konsumenten als Frechheit. Gleichzeitig erinnert er daran, dass es auch Verlierer einer Cannabis-Legalisierung geben wird, weil jede Liberalisierung die Verfügbarkeit und damit die Anzahl der Konsumenten erhöhe. Als Beispiel zitiert er “Verelendungs-Biografien”, welche nur durch den Gebrauch von Cannabis entstehen. Er versteht die Rolle der Suchthilfe in einem CSC dahingehend, dass Mitglieder, welche durch ihren Konsum Probleme bekommen sollten, von speziell geschulten Mitgliedern des Clubs angesprochen und an eine professionelle Beratung vermittelt werden können. Darüberhinaus sind für ihn die Zielgruppen eines CSC und der Suchthilfe komplett unterschiedlich. Sofern eine Legalisierung von Cannabis in der Zukunft kommt, präferiert Herr Krämer staatlich betriebene Fachgeschäfte.

Jost Leßmann von der Grünen Hilfe erklärt die Unterschiede zwischen dem CSC-Modell, welches mittels Ausnahmegenehmigung und mit der bestehenden Gesetzeslage möglich ist, und dem Cannabis-Kontrollgesetz der Grünen. Ein CSC passe sowohl zur (typisch deutschen) Organisation in Vereinen sowie zu den von den Linken favorisierten Modellen ohne Kapitalismus. Das Gesetz der Grünen bietet im Gegensatz dazu eine Komplettlösung an, mit welcher der Anbau zum Eigengebrauch, der Verkauf in lizensierten Fachgeschäften und die Besteuerung umfassend und unter Berücksichtigung des Jugendschutzes reguliert wird.
Jost Leßmann betont darüberhinaus und leidenschaftlich die unfaire, aber tatsächlich gelebte “Ersatzstrafe Führerschein”. Einmalig unter allen Substanzen führt bereits ein bestimmter Anteil an Cannabis-Abbauprodukten im Körper zu Zweifeln an der Fahreignung bis hin zum Entzug des Führerscheins. Konkret fällt darunter bereits der Joint, welcher eine Woche zuvor konsumiert wurde!

Unter der Moderation von Mariana Pinzón können gegen Ende der Veranstaltung zahlreiche Fragen aus dem Publikum beantwortet werden, z.B. zur Kultur der nicht-berauschenden Hanfpflanze/-faser und die notwendige Kommerzialisierung des Anbaus von Nutzhanf nach einer Legalisierung.


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